Der Schutzwald schützt auch dich!
Ökologisch und ökonomisch wertvoll
«Der Wald schützt auch dich!»
Objektschutzwald
schützt folgende Infrastrukturen
- Dörfer, Weiler, bewohnte Häuser, Schulhäuser, grössere Arbeitsstätten.
- Wichtige Verbindungswege wie Nationalstrassen, Kantonsstrassen, Gemeindestrassen zu bewohnten Siedlungen, Bahnen mit Fahrplanpflicht.
- Wichtige Infrastrukturen wie Elektroleitungen, Wasserversorgungen, Telecomverbindungen usw.
Gerinneschutzwald
- schützt im Bereich der Gerinne,
- verhindert Murgänge und Rutschungen
Schutzwaldverteilung in %
Objektschutzwald | Gerinneschutzwald | übriger Wald | |
---|---|---|---|
Kanton Bern | 26% | 27% | 47% |
Berner Oberland | 42% | 33% | 25% |
Forst Lütschinentäler | 57% | 26% | 17% |
Lawinen
Wald verhindert das Anreissen von Lawinen
Ein erheblicher Teil des Schnees bleibt schon in den Baumkronen hängen und verdunstet dort. Der übrige Schnee fällt durch oder rutscht ab und bleibt am Waldboden unregelmässig geschichtet liegen. Insgesamt liegt im Wald weniger Schnee als auf offenen Flächen. Ausserdem herrschen im Wald gemässigte Windverhältnisse. Schneeverwehungen, oftmals Hauptansatzpunkt für das Abgehen von Lawinen, entstehen dadurch erst gar nicht. Die einzelnen Bäume wirken wie unregelmässig verteilte Pfähle und stützen die Schneedecke auch in Steilhängen. Im Lawinenwinter 1999 sind keine grösseren Lawinen aus dem Wald angebrochen.
Hochwasser
Wald dosiert den Wasserabfluss und schützt vor Hochwasser
Der Wald beeinflusst das Abflussverhalten, indem er einen Teil der Niederschläge in den Baumkronen (Blätter / Nadeln) laufend verdunstet. Dadurch wird die Abflussspitze verringert. Der Aufprall der Regentropfen auf die erosionsgefährdete Bodenoberfläche wird gedämpft. Der durchwurzelte Boden saugt bei Niederschlägen wie ein Schwamm Wasser auf und gibt es erst verzögert wieder ab.
Steinschlag
Wald bremst und stoppt Steinschlag und Eisschlag
Die Wirkungen des Waldes auf den Steinschlag erfolgen ober- und unterirdisch. Das Wurzelsystem verfestigt die Bodenoberfläche und hat somit ein steinschlaghemmende Wirkung in der Entstehungsphase. Die oberirdischen Teile wirken durchwegs steinschlaghemmend. Die Stämme behindern die Steine in ihrer Sturzbahn, dämpfen die Energie und bremsen die Steine teilweise ganz ab.
Schutz vor Rutschung, Murgang, Erosion
Baumwurzeln befestigen den Boden gegen Rutschung, Murgang und Erosion
Durch die Durchwurzelung des Bodens werden Murgänge, flachgründige Rutschungen und Erosion verhindert oder teilweise vermindert. Wald schützt vor Rutschungen, indem tiefwurzelnde Bäume und Sträucher dem Boden Wasser entziehen und ihn bis in eine Tiefe von zwei Metern befestigen. Bei einem Ereignis kann der Wald das abgehende Material teilweise wie ein Kamm zurück halten.
Unser Schutzwald braucht nachhaltige Pflege
Ein Grossteil unserer Schutzwälder ist überaltert
Stabil bleibt ein Wald jedoch dann, wenn er sich in einem ständigen Verjüngungsprozess befindet. Auf mindestens 1/4 der Fläche muss immer gesunder Jungwald stehen, damit sich der Wald nachhaltig erneuern kann. Der Bergwald besteht idealerweise aus kleinen Baumgruppen (Rotten). Dadurch dringt genügend Licht und Wärme für die natürliche Verjüngung auf den Boden. Um diesen Zustand zu erreichen braucht der Schutzwald regelmässig Pflege. Schutzwaldpflege ist kurzfristig zwar kostenintensiv, aber langfristig eine lohnende Investition!
Das hohe Anforderungsprofil, das heute an funktionstüchtige Schutzwälder gestellt wird, zwingt uns dazu, diese regelmässig zu pflegen. In Zusammenhang mit der globalen Klimaerwärmung sind extreme Ereignisse wie der Lawinenwinter 1999, Sturm Lothar und der Jahrhundertsommer 2003 künftig vermehrt zu erwarten.
20'000 ha Wald schützen das Berner Oberland vor Lawinen. Müsste dieser Wald durch Verbauungen ersetzt werden, entstünden Kosten von 20 Milliarden Franken.
Stabiler Schutzwald ist zweifellos der günstigste Schutz:
1 ha Lawinenverbauungen kostet ca. 1'000'000 Fr.
1 ha Waldpflege in 100 Jahren kostet ca. 100'000 Fr. – das sind nur 10 % des Aufwandes für Schutzbauten!
Aktuelle Massnahmen
Verjüngungsschlitze
Vermehrt trifft man in unserer Region auf schneisenartige Öffnungen in den einst geschlossenen Waldbeständen. Mit diesen Verjüngsungschlitzen werden die überalterten und instabilen Wälder kontinuierlich verjüngt. Durch die Entnahme alter Bäume fällt genügend Licht und Wärme auf den Boden, so dass die Samen keimen und aufwachsen können oder bereits vorhandene Verjüngung genügend Licht zum Weiterwachsen erhält. Die Schlitze werden gezielt auf die jeweilig gewünschte Sonneneinstrahlung ausgerichtet. Sie werden so bemessen, dass dadurch das Risiko von Steinschlag und Lawinen nicht wesentlich erhöht werden.
Liegende Baumstämme und hohe Stöcke
Bei den Pflegearbeiten werden die Bäume auf einer Höhe von ca. einem Meter gefällt. Stellenweise werden die Baumstämme quer zur Hangfalllinie gelegt. Diese Massnahmen fördern die Rauheit der Bodenoberfläche und vermindern das Risiko eines Lawinenanrisses und das Schneegleiten. Zudem wird bei einem Steinschlagereignis durch den Aufprall auf das Holz den Steinen Energie entzogen.
Querbäume und hohe Stöcke unterstützen die jungen Bäume. Diese werden durch das Holz vor Steinschlag und dem Schneekriechen geschützt, welches die jungen Bäume beschädigen oder gar ausreissen kann. Im Frühling ist das verbleibende Holz eine Starthilfe für den jungen Wald, denn rund um die liegenden Baumstämme und Stöcke schmilzt der Schnee schneller. Vor allem die Fichte in hohen Lagen verjüngt sich auf vermoderndem Holz leichter, da sie am Boden kaum Licht bekommt auf Grund der Konkurrenzvegetation.